Seit einigen Jahren erlebt die Bundesrepublik und ihre Bevölkerung eine Phase zunehmender Herausforderungen. Vormals als sicher geglaubte Ankerpunkte der Gesellschaft werden als schwankend wahrgenommen:

  • Auswirkungen des Klimawandels auf die Lebensgestaltung
  • Stabiles Gesundheitswesen, insbesondere im Zuge der Corona-Pandemie
  • Grundkonsens über die Einflussmöglichkeiten/-rechte des Staates

Hinzu kommt eine Informationsflut mit zunehmender Polarisierung bei politischen Themen, vor allem im Rahmen der Corona-Pandemie und des aktuellen Ukraine-Konflikts, die eine offene Diskussion erschwert. Dabei scheint in einigen Medienformaten, wie z.B. Twitter Rücksichtslosigkeit und Erniedrigung regelmäßig vorzukommen.

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Offene Diskussion, Respekt vor der Haltung des Gegenüber sowie ein fairer Umgang werden immer seltener. In der Konsequenz droht nicht nur eine Verrohung der Debattenkultur, sondern auch die Ausgrenzung einzelner Gruppen, Sündenbocketikettierungen und in der Folge eine Desintegration/Entsolidarisierung von Teilen der Gesellschaft mit unabsehbaren Folgen. Dieser Entwicklung gilt es entgegenzuwirken. Wir müssen unsere Fähigkeit, fair und offen einander zuzuhören und zu diskutieren, wieder verstärken, wenn nicht sogar neu erlernen.

Die ehemalige Kanzlerin Angela Merkel hat in ihrer Festrede zum 3. Oktober 2021 gesagt:

Demokratie muss man leben, ausfüllen, schützen. Sie braucht uns so, wie wir sie brauchen. Demokratie ist nicht einfach da, sondern wir müssen immer wieder für sie miteinander arbeiten, jeden Tag.“

Eine Gruppe von Menschen aus Bielefeld möchte dieser Verrohung der Debattenkultur und der Spaltung entgegentreten. Dieses Engagement wollten wir unbedingt unterstützen und sind Veranstalter dieser Dialog-Werkstatt, die Wegbereiter und gutes Beispiel für eine offene und respektvolle Diskussion sein kann.

Aufgrund der Corona-Situation wurde ein hybrides Format gewählt. Die Veranstaltung selbst findet in den Gemeinderäumen der Bielefelder Johanniskirche statt; die Zuschauer können per Livestream teilnehmen und auch am Livechat teilnehmen.

Das Podium besteht aus sechs Personen vor Ort. Zugesagt haben bislang neben Frau Dr. Nicole Reese (Juraprofessorin HSPV NRW), Herr Jens Gnisa (Direktor des Amtsgerichts Bielefeld), Herr Harald Otto Schmidt (Gründer und Leiter des AlarmTheater Bielefeld), Herr Peter Hebeisen (Leiter des Bildungsinstituts Kraftprotz), Herr Jan-Maik Schlifter (Ratsherr der FDP Bielefeld) sowie Dr.  Christine Krishnabhakdi (Ärztin). Moderatorin ist Mirja Heunemann (Trainerin Gewaltfreie Kommunikation, Mediatorin BM®)

Die Dialog-Werkstatt möchte beispielhaft vorangehen und einen Raum öffnen, in dem ein Austausch auf Augenhöhe, jenseits von „richtig“ und „falsch“ möglich wird. Ein Raum, in dem offene Diskussion, Respekt vor der Haltung des Gegenübers sowie ein fairer Umgang nicht nur Schlagworte sind, sondern tatsächlich gelebt werden. Dazu gehört, dass die Beteiligten bereit sind, einander wirklich fair und offen zuzuhören, sich in die Perspektive des anderen hineinzuversetzen, unabhängig davon, wie stark ihre Meinungen voneinander abweichen. Damit diese Form von Verständigung gelingt, ist Entschleunigung wichtig. Die Methode dafür ist der „Kontrollierte Dialog“. Dies bedeutet, dass vor einer Replik die Essenz des Gehörten wiedergegeben wird. Dabei gilt: Verstehen heißt nicht, einverstanden sein.

Dieses neue Format könnte Vorbild für viele andere Verständigungsprozesse in der Stadt Bielefeld und darüber hinaus sein… Daneben kommen auch klassische Moderationsmethoden zum Einsatz. Neben einer kurzen Positionsbestimmung zu einer Leitfrage, wird es im Anschluss an den kontrollierten Dialog auch eine offene Diskussion zu den Themen Demokratie – Gesellschaft in der Pandemie – Debattenkultur – Überwindung der Spaltung geben.

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